Ein Hund kam in die Küche
5 journalers for this copy...
Mein 2. Beitrag zum Deutschen Buchpreis-Abo 2023.
4. Dezember 2023
Sepp Malls neuer Roman "Ein Hund kam in die Küche" erzählt von der "Option" während der Dreißigerjahre in Südtirol, als die Menschen vor die Wahl gestellt wurden, ins Deutsche Reich überzusiedeln oder in Südtirol zu bleiben. Etwa 75.000 Südtiroler entschieden sich für die Übersiedlung, darunter die Familie des Protagonisten, des 11jährigen Ludi.
Er erzählt, wie er gemeinsam mit seiner besten Freundin Katharina, deren Familie ebenfalls auswandern wird, durchs Dorf zieht um Abschied zu nehmen. Später, in Innsbruck, ihrer ersten Station, wird die Familie von Hanno getrennt, dem kleinen Bruder Ludis, der geistig und körperlich stark beeinträchtigt, aber auch kreativ und liebenswert ist, von Allen geliebt wird und gut in der früheren Dorfgemeinschaft eingebunden war. Die Mutter und Ludi bringen ihn selbst in das vermeintliche Kinderheim, dass Hanno fördern soll, wo es das letzte Mal ist, dass sie ihn sehen.
Zu dritt kommen sie nach Oberösterreich in ein kleines Dorf an der Donau, wo ihnen eine Wohnung zugewiesen wird und kurz darauf der Vater ins Feld zieht. Ludi verbringt eine vergleichsweise unbeschwerte Zeit mit einem neuen besten Freund, bis die Nachricht vom Tod seines kleinen Bruders eintrifft: Er sei 'an Lungenentzündung' gestorben.
Man könnte fürchten, ein kindlicher Ich-Erzähler verharmlose das Grauen jener Zeit, doch gerade durch Ludis Umgang mit der Sprache werden die Schrecken und Katastrophen umso deutlicher. Gleich zu Beginn fehlen Vater und Mutter Worte für den Abschied, "Als wären sie ihnen mit der Zeit verloren gegangen, aus dem Sprachsack gefallen, Buchstabe für Buchstabe ...". Auch ein Feld ist für ihn erst ein Rüben-, Weizenfeld oder Kartoffelacker, bis ihm sein bester Freund erzählt, dass sein Bruder "... im Feld geblieben." ist.
Überzeugend und eindringlich schildert er seine Eindrücke und die Gefühle der Verlorenheit: "Nein, hier an diesem Ort gab es keine Erinnerungen, die mir gehörten und die ich mit jemandem teilen konnte."
Ein schönes, aber vor allem ein trauriges Buch, das deutlich zeigt, dass ein Krieg immer nur Verlierer hinterlässt.
Und nun macht sich das Buch auf die Reise:
1. chawoso
2. MaggyGray
3. holle77
4. heixly
5. Mary-T
6. levander
7. Lilo37fee
und zurück zu mir.
4. Dezember 2023
Sepp Malls neuer Roman "Ein Hund kam in die Küche" erzählt von der "Option" während der Dreißigerjahre in Südtirol, als die Menschen vor die Wahl gestellt wurden, ins Deutsche Reich überzusiedeln oder in Südtirol zu bleiben. Etwa 75.000 Südtiroler entschieden sich für die Übersiedlung, darunter die Familie des Protagonisten, des 11jährigen Ludi.
Er erzählt, wie er gemeinsam mit seiner besten Freundin Katharina, deren Familie ebenfalls auswandern wird, durchs Dorf zieht um Abschied zu nehmen. Später, in Innsbruck, ihrer ersten Station, wird die Familie von Hanno getrennt, dem kleinen Bruder Ludis, der geistig und körperlich stark beeinträchtigt, aber auch kreativ und liebenswert ist, von Allen geliebt wird und gut in der früheren Dorfgemeinschaft eingebunden war. Die Mutter und Ludi bringen ihn selbst in das vermeintliche Kinderheim, dass Hanno fördern soll, wo es das letzte Mal ist, dass sie ihn sehen.
Zu dritt kommen sie nach Oberösterreich in ein kleines Dorf an der Donau, wo ihnen eine Wohnung zugewiesen wird und kurz darauf der Vater ins Feld zieht. Ludi verbringt eine vergleichsweise unbeschwerte Zeit mit einem neuen besten Freund, bis die Nachricht vom Tod seines kleinen Bruders eintrifft: Er sei 'an Lungenentzündung' gestorben.
Man könnte fürchten, ein kindlicher Ich-Erzähler verharmlose das Grauen jener Zeit, doch gerade durch Ludis Umgang mit der Sprache werden die Schrecken und Katastrophen umso deutlicher. Gleich zu Beginn fehlen Vater und Mutter Worte für den Abschied, "Als wären sie ihnen mit der Zeit verloren gegangen, aus dem Sprachsack gefallen, Buchstabe für Buchstabe ...". Auch ein Feld ist für ihn erst ein Rüben-, Weizenfeld oder Kartoffelacker, bis ihm sein bester Freund erzählt, dass sein Bruder "... im Feld geblieben." ist.
Überzeugend und eindringlich schildert er seine Eindrücke und die Gefühle der Verlorenheit: "Nein, hier an diesem Ort gab es keine Erinnerungen, die mir gehörten und die ich mit jemandem teilen konnte."
Ein schönes, aber vor allem ein trauriges Buch, das deutlich zeigt, dass ein Krieg immer nur Verlierer hinterlässt.
Und nun macht sich das Buch auf die Reise:
1. chawoso
2. MaggyGray
3. holle77
4. heixly
5. Mary-T
6. levander
7. Lilo37fee
und zurück zu mir.
Released 4 mos ago (12/27/2023 UTC) at Mail, Bookring -- Controlled Releases
CONTROLLED RELEASE NOTES:
Mein 2. Beitrag zum Deutschen Buchpreis-Abo hat sich auf den Weg gemacht. Viel Freude bei der Lektüre!
Oh weh, der Berg wächst. Die erhoffte Lesezeit zwischen den Jahren ist der Familienzeit zum Opfer gefallen. Doch jetzt sollte es besser werden. :-)
Ein gesundes neues Lesejahr wünsche ich!
Ich habe dieses Buch jetzt mal vorgezogen, da es noch eine längere Lesereise vor sich hat.
... und wieder ein Thema aus der Zeit des zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialmus. Der Anschluss ans Reich, das Verlassen der Heimat in Südtirol, die Ankunft in Österreich ...
Geschrieben aus der Sicht eines 11-jährigen und diese Sicht ist keineswegs "banal". Sie macht nur noch deutlicher wie entwuzelt die Familie letztendlich ist. Der Vater, glühender Anhänger der nationalsozialistischen Idee und die treibende Kraft für die Umsiedlung, ist an der Front und nicht mehr präsent. Der jüngere behinderte Bruder wird aus der Familie gerissen und kommt, wie nicht anders zu erwarten, zunächst in Österreich dann in Süddeutschland ins Heim. Die Familie sieht ihn nicht wieder. Ein amtliches Schreiben teilt lappidar den Tod durch eine Lungenentzündung mit. Die Mutter steht recht hilflos der gesamten Situation, die sie so nicht wollte, gegenüber, angefangen von der Übersiedlung über den Eintritt des Ehemanns in die Armee bis zum Abgeben des jüngeren Sohns in die Heilanstalt.
... und mittendrin der Erzähler, der versucht in der neuen Heimat Freunde zu finden und mit den Ereignissen um ihn herum klarzukommen (der Verlust des Bruders, das Gefühl nicht dazuzugehören, die Traurigkeit der Muter, und, und, und ...)
Gerade der Blick durch diese jungen, nicht kindlichen Augen machen das Buch und die Geschehnisse so eindringlich und einprägsam. Ein starkes Buch, das vorallem auch zeigt, was der Verlust von Heimat bedeutet.
Ein gesundes neues Lesejahr wünsche ich!
Ich habe dieses Buch jetzt mal vorgezogen, da es noch eine längere Lesereise vor sich hat.
... und wieder ein Thema aus der Zeit des zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialmus. Der Anschluss ans Reich, das Verlassen der Heimat in Südtirol, die Ankunft in Österreich ...
Geschrieben aus der Sicht eines 11-jährigen und diese Sicht ist keineswegs "banal". Sie macht nur noch deutlicher wie entwuzelt die Familie letztendlich ist. Der Vater, glühender Anhänger der nationalsozialistischen Idee und die treibende Kraft für die Umsiedlung, ist an der Front und nicht mehr präsent. Der jüngere behinderte Bruder wird aus der Familie gerissen und kommt, wie nicht anders zu erwarten, zunächst in Österreich dann in Süddeutschland ins Heim. Die Familie sieht ihn nicht wieder. Ein amtliches Schreiben teilt lappidar den Tod durch eine Lungenentzündung mit. Die Mutter steht recht hilflos der gesamten Situation, die sie so nicht wollte, gegenüber, angefangen von der Übersiedlung über den Eintritt des Ehemanns in die Armee bis zum Abgeben des jüngeren Sohns in die Heilanstalt.
... und mittendrin der Erzähler, der versucht in der neuen Heimat Freunde zu finden und mit den Ereignissen um ihn herum klarzukommen (der Verlust des Bruders, das Gefühl nicht dazuzugehören, die Traurigkeit der Muter, und, und, und ...)
Gerade der Blick durch diese jungen, nicht kindlichen Augen machen das Buch und die Geschehnisse so eindringlich und einprägsam. Ein starkes Buch, das vorallem auch zeigt, was der Verlust von Heimat bedeutet.
Auf dem Weg zur nächsten Leserin ...
Viel Freude beim Lesen und wieder Freilassen.
Lass wieder von Dir hören, liebes Buch!
Viel Freude beim Lesen und wieder Freilassen.
Lass wieder von Dir hören, liebes Buch!
Angekommen! Was für ein hübsches Cover!
Erst war ich ein bisschen vorsichtig, dieses Buch zu lesen, weil das Thema ja doch nicht so ohne ist - aber dann bin ich regelrecht durchgeflogen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich kaum losreissen konnte, und dabei könnte ich nicht einmal so wirklich sagen, woran es lag. Am Schreibstil? Dem Thema? Am recht gestrafften Erzähltempo?
Auf jedenfall eine schöne Überraschung und eine Leseempfehlung von mir!
Geht jetzt auf die Reise zur nächsten Leserin.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich kaum losreissen konnte, und dabei könnte ich nicht einmal so wirklich sagen, woran es lag. Am Schreibstil? Dem Thema? Am recht gestrafften Erzähltempo?
Auf jedenfall eine schöne Überraschung und eine Leseempfehlung von mir!
Geht jetzt auf die Reise zur nächsten Leserin.
Das Buch wurde heute von mir im Doppelpack aus der Packstation befreit, danke fürs Schicken! Es wird ein wenig dauern, anderthalb Bücher sind noch vorher dran und ob ich es dann schaffe, drei Bücher mit schwierigen Themen: Kolonialzeit, 3. Reich und NSU direkt hintereinander zu lesen, weiß ich auch noch nicht. Ich werde mir Mühe geben.
Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt und ich kann mich eigentlich nur meinen Vor-Leserinnen anschließen. Es ist traurig und berührend und sehr einprägsam.
Per Post auf dem Weg zu heixly.
Ist gut bei mir angekommen und wird asap gelesen. Ich erinnere mich daran, dass mich der Ausschnitt im Buchpreis-Leseheft sehr angesprochen hat.